Multikultur-Tag: Die Schulgemeinschaft feiert 50 Jahre VKL

Wer an diesem Donnerstagvormittag durch die Gänge, Flure und Klassenzimmer dieser Gemeinschaftsschule lief, kam aus dem Staunen über das bunte Treiben nicht mehr heraus. Im Rahmen des Multikultur-Tages beschäftigten sich alle Klassenstufen mit den Herkunftsländern aller Schülerinnen und Schüler. Schulleiterin Andrea Fürle berichtet fasziniert, dass alle Kontinente an ihrer Schule vertreten sind, bis auf Australien. Sie scherzt, dass sie noch eine Schülerin oder einen Schüler aus Australien an der Schule haben möchte, sodass tatsächlich alle Kontinente an der Schule repräsentiert sind.

An dieser Schule erhalten nämlich jungen Menschen ohne oder mit nur wenigen Deutschkenntnissen zunächst in so genannten VKL-Klassen (Vorbereitungsklassen) eine intensive Sprachförderung und werden auf den Wechsel in eine reguläre Klasse vorbereitet. Die besondere Bedeutung dieser Vorbereitungsklassen liegt darin, dass Sprachkompetenz für den Erfolg in Schule, Ausbildung, Beruf und Gesellschaft immens wichtig ist.

Das Nachmittagsprogramm anlässlich dieses Festaktes wurde ausschließlich durch die Schülerinnen und Schüler der Vorbereitungsklasse gestaltet. Neben Gedichtvorträgen und Tanzvorführungen waren die Grußworte ehemaliger VKL-Schülerinnen und Schüler ein emotionaler Höhepunkt, sagt Elfie Zaulich, welche durch das Programm führte. Sie ist seit 2008 an der Schule und somit ein unverzichtbarer Bestandteil der VKL. Die Grußworte ihrer ehemaligen Schülerinnen und Schüler bestanden vornehmlich aus Worten des aufrichtigen Dankes. Darüber hinaus erzählten sie in bewegenden Worten von ihrem Werdegang und auch darüber, wie viele von ihnen erfolgreich das Abitur geschafft haben. Das ist auch das Ziel von Bassam Tamur. Er spricht auf der Bühne zunächst von seiner Flucht im Jahr 2014. Er erlebte als Jeside im Irak schwere Verfolgungen aufgrund seines Glaubens. Im Jahr 2017 trat er der Vorbereitungsklasse der Johannes-Brenz-Gemeinschaftsschule bei und zwar ohne jegliche Deutschkenntnisse. Er sagt, die VKL sei ein Ort, der ihm half, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden und an sich und seine Zukunft zu glauben. Heute steht er kurz vor dem Abitur an der Johannes-Brenz-Gemeinschaftsschule. Denn an dieser Schule ist es auch für Schülerinnen und Schülern mit nur wenigen oder überhaupt keinen Deutschkenntnissen möglich, ihre Ziele zu erreichen, bis hin zu Abitur und Studium.

Das Publikum war gefesselt von seinen Erzählungen, besonders auch die geladenen Ehrengäste Priscilla Hoffmann und Elfriede Baumann, beide ehemalige Lehrerinnen der VKL sowie Karlheinz Lang, pensionierter Schulleiter der damaligen Thomas-Schweicker-Werkrealschule. Weiterhin geladen waren Monika Odenwälder in Vertretung des Schulträgers sowie Sophie Kling vom Staatlichen Schulamt in Künzelsau.

Am Ende des Tages waren sich alle einig: Der Multikultur-Tag soll kein einmaliger Festakt bleiben. Es soll an dieser Schule eine Tradition werden, die Vielfalt mit solch einem Tag zu feiern und Gemeinschaft auf diese Art und Weise zu leben und sichtbar zu machen.