Besuch der 11b im Neuen Globe

Wir, die Klasse 11b der Johannes Brenz Gemeinschaftsschule, durften das Theaterstück „Die Berufung“ ansehen. Präsentiert wurde es im Neuen Globe, geschrieben und inszeniert von Jennifer Sittler und gespielt vom Schauspieler Christian Wincierz.

Im Stück geht es um Gene, der auch die Regisseurin Jennifer Sittler verkörpert. Gene hat alte Dokumente über seinen Großvater Edward Vieth Sittler gefunden, der im Alter von gerade einmal 21 Jahren von Amerika nach Deutschland auswanderte und die amerikanische Staatsangehörigkeit ablegte. Gene möchte nun viel mehr über das Leben seines Großvaters Edward herausfinden. So beginnt er in New York die Wahrheit über die Vergangenheit herauszufinden und erkennt unter anderem, dass Edward den Nationalsozialismus in Form von Propaganda-Radiosendungen unterstützte.

Auf der Reise zurück in die Vergangenheit zu den verschwiegenen Seiten seiner Familiengeschichte wurden wir als Zuschauer gänzlich beeindruckt. Der erste Eindruck des Theaterstücks war für uns Schülerinnen und Schüler doch etwas verwunderlich. Denn anfangs sahen wir eine fast leere Bühne, auf der sich eine Leinwand und im Hintergrund eine Art Baugerüst befanden, und es war mit Christian Wincierz zudemauch nur ein Schauspieler zu sehen. Zwar gab es noch mehrere Rollen im Stück, doch beeindruckender Weise übernahm Wincierz neben seiner Hauptrolle Gene auch die weiteren Rollen von Margaret und Edward Sittler ein.

Einige haben sich gefragt, wie eine einzelne Person ein ganzes Theaterstück spielen soll, ohne dass es langweilig wird. Doch am Ende der Aufführung waren wir mehr als begeistert und überrascht davon, wie es eine einzige Person schafft, so eine gelungene Leistung darzubringen und zusätzlich so in den Rollen des Stücks aufgeht, dass man als Zuschauerin oder Zuschauer vergisst, dass man im Theater sitzt und der Schauspieler eine Rolle einnimmt. Zuerst war der Plan der Autorin eine Erzählung vorzutragen, wie eine Vorlesung. Doch beim Schreiben tauchten durch die persönliche Beziehung zum Thema viele Emotionen auf. Diese brachte sie nach und nach mehr ins Skript ein. Durch die Erzählperspektive, für die sie sich am Ende entschied, konnten die Gefühle auch mehr als authentisch dargestellt werden. Die Mimik und Gestik von Gene waren zudem sehr ausdrucksvoll und haben das Verständnis oft vereinfacht.

Es war vor allem interessant mitzuerleben, wie sich die Emotionen im Laufe des Theaterstücks veränderten. Packend war ebenfalls, die Gedanken einer Person mitzuerleben, die sich ihrer Familiengeschichte gestellt hat, und anstatt diese geheimzuhalten, über das wichtige Thema aufklärt. Das sensibilisiert unsere Generation nochmal auf eine andere Art, als die stumpfen Erzählungen und Faktenberge aus Jahreszahlen aus dem Geschichtsunterricht. Daher möchten wir als 11. Klasse der Johannes-Brenz-Gemeinschaftsschule dieses gelungene Theaterstück jedem ans Herz legen, der sich der deutschen Geschichte aus einem persönlichen Blickwinkel, spannend und emotional fesselnd dargestellt, nähern möchte.

Schauspieler Christian Wincierz auf auf der Bühne. Foto: Freilichtspiele/Ufuk Arslan