Wer war Johannes Brenz?
Was hat das Leben des Reformators mit uns heute zu tun?
Im Rahmen des Kunstunterrichts erarbeitete die Klasse 9b im Schuljahr 2022/23 einige Filmsequenzen über den Namensgeber unserer Schule. Gedreht wurde an Originalschauplätzen wie z.B. dem Wohnhaus von Brenz sowie im Hohenloher Freilandmuseum in Wackershofen. Für die Szenen durften wir Kostüme aus dem Fundus der Freilichtspiele ausleihen. Schauspielerisch haben mitgewirkt (in alphabetischer Reihenfolge): Behzad Amini, Laura Baierlein, Sarah Baierlein, Jonas Bay, Maximilian Dangelmayer, Jana Eisermann, Luisa Eisermann, Luisa Fritz, Yannis Häusermann, Mara Hopf, Furkan Kazanci, Max Kumpf, Luis Schmid, Rashid Sheiko, Muhamed Sheiko, Jule Wieland – Danke für euer Engagement!
Ein besonderer Dank gilt Leif Jäschke und Jonas Miermeister für Kamera, Ton und Schnitt.
Szene 1: Universität Heidelberg
Johannes Brenz wurde am 24. Juni 1499 in Weil der Stadt geboren. Am 13. Oktober 1514, im Alter von 15 Jahren, immatrikulierte sich Brenz an der Universität Heidelberg. Zwei seiner Heidelberger Studienfreunde waren Johann Isenmann (später Pfarrer an St. Michael) und Michael Gräter (später Pfarrer an St. Katharina in Hall).
Szene 2: Begegnung mit Luther
Im 26. April 1518 kam Martin Luther nach Heidelberg. Beim seinem Auftritt im Rahmen der Heidelberger Disputation saß Johannes Brenz im Publikum. Mit einem Studienfreund besuchte Brenz anschließend Luther in dessen Heidelberger Herberge. Das Zusammentreffen und die Diskussion mit dem Wittenberger Reformator waren prägend für seinen weiteren Lebensweg. Man nannte Brenz später auch „Luthers Mann in Süddeutschland“.
Szene 3: Schulbildung für alle
Am 8. September 1522 hielt Brenz seine Probepredigt in der Michaelskirche, kurz darauf wurde er hier zum Prediger berufen. Mit Umsicht und Augenmaß machte er sich an die Reform des Haller Kirchenwesens: Neben dem Gottesdienst und dem Eherecht lagen ihm auch die Armenfürsorge und das Schulwesen am Herzen. Geradezu revolutionär für diese Zeit: Alle Kinder, auch die Mädchen, sollten lernen, um selbst in der Bibel lesen zu können. Dabei sollte der Unterricht den Kindern Spaß machen. Statt sturem Auswendiglernen setzte Brenz auf Fragen und Antworten.
Szene 4: Bauernkrieg
Im April 1525 bildete sich ein bewaffneter Haufen von Bauern, der mehrere Dörfer einnahm. Die Stadt Hall sollte dazu gedrängt werden, die Forderungen der Bauern zu erfüllen. Mit einigen ungezielten Kanonenschüssen löste das Aufgebot der Bürgerschaft am 4. April 1525 den Bauernhaufen an der Gottwollshäuser Steige auf. Brenz fand zu der politischen Haltung, die er auch in den späteren Religionskonflikten vertrat: Unrecht rechtfertige keinen Aufstand. Es könne für Christen geboten sein, den Gehorsam zu verweigern – dann müssten sie aber bereit sein, die Folgen zu erleiden. Brenz appellierte an den Stadtrat, Milde gegenüber den besiegten Bauern walten zu lassen.
Szene 5: Im Brückenhäuschen mit Frau Kehrer und Frau Schäuffele
Brenz heiratete im Dezember 1530 die Witwe Margarethe Gräter (1501–1548). Die Eheleute hatten sechs gemeinsame Kinder. Die beiden „Tratschtanten“ im Brückenhäuschen sprechen auch über Veränderungen, die Brenz angestoßen hat: Zum Beispiel wurde die Predigt nicht mehr auf Latein, sondern auf Deutsch gehalten. Außerdem gab es durch Brenz in Hall keinen „Bildersturm“ wie in anderen Orten, wo viele Kunstwerke in Kirchen zerstört wurden.
Szene 6: Hexenverfolgung
Als ein Hagelunwetter in Württemberg schwere Schäden anrichtete, wurden Rufe nach einer Hexenverfolgung laut. Doch Brenz betonte, dass auch Unheil und Unglück von Gott selbst gelenkt werden – Hagel und Missernten seien nicht das Ergebnis von Schadenszauber, sondern ein Ruf zur Buße. Die Obrigkeit solle nicht jeder Anzeige folgen und unter Folter erpresste Geständnisse seien wertlos. Es sei besser, tausend Schuldige entkommen zu lassen, als einen Unschuldigen zu verurteilen.
Szene 7: Flucht
Am 24. Juni 1548, seinem 49. Geburtstag, musste Brenz aus Hall fliehen – vor spanischen Truppen, die vom Kaiser angeheuert wurden, um in den evangelischen Regionen den „alten“ Glauben zurück an die Macht zu bringen. Dank einer anonymen Warnung entging er nur knapp der Verhaftung: Ein Ratsherr steckte ihm einen Zettel zu mit den Worten: Fuge, fuge, Brenti, cito, citius, citissime („Flieh, flieh, Brenz, schnell, schneller, am schnellsten“). Vier Jahre war Brenz auf der Flucht. Seine schwer tuberkulosekranke Frau Margarethe starb unterdessen am 18. November 1548. (Das Epitaph von Margarethe Brenz befindet sich heute in St. Michael zu Schwäbisch Hall. Es wurde von ihrem Sohn in Auftrag gegeben und war ursprünglich in eine Nische der Außenwand dieser Kirche eingelassen.)
* Dass Brenz in Verkleidung floh, ist für eine frühere Flucht verbürgt: Am 20. Dezember 1546 musste Brenz schon einmal aus Hall fliehen. Wir haben die Verkleidung aus dramaturgischen Gründen für den 24. Juni 1548 übernommen.
Nachwort:
Und wie ging es weiter mit Johannes Brenz?
Am 7. September 1550 heiratete Brenz in Dettingen an der Erms Katharina Isenmann. In dieser zweiten Ehe wurden zwölf Kinder geboren. Am Ende der Fluchtjahre holte Herzog Christoph von Württemberg Brenz als Stiftsprediger und Reformator nach Stuttgart. Von dort aus prägte er weit über die Region hinaus die Kirche. Als Brenz 1570 mit 71 Jahren starb, hinterließ er neben einer geordneten Landeskirche auch eine große Schar Kinder und Enkel aus zwei Ehen. Er wurde in der Stuttgarter Stiftskirche auf eigenen Wunsch am Fuß der Kanzel beigesetzt. Unter seinen späteren Nachkommen sind einige bekannte Namen: Ludwig Uhland, Wilhelm Hauff, Hermann Hesse, Bertolt Brecht, Patrick Süßkind… Auch die Familien Bonhoeffer, von Weizsäcker und von Dohnanyi sind Nachfahren des württembergischen Reformators.